Die Situation
Der letzte Trend, der den Bienen den Garaus gemacht hat, sind pflegeleichte Schottergärten. Nicht nur das keine nützliche Bepflanzung für die Natur und das Klima stattfindet, nicht nur das der Grundwasserspeicher durch Regenwasser kaum mehr aufgefüllt wird, die ausgelegten Folien unter den Steinen versiegeln den Boden und zerstören so die Mikroorganismen im Boden. Er stirbt ab und wir verlieren fruchtbare, biologisch selbstregulierende Erde. Wie die aktuellen Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine es zeigen, sind wir trotz der günstigen klimatischen Bedingungen nicht mal in der Lage uns selbst zu ernähren. Ironischerweise stehen auf den Auffahrten der Schottergärtenhäuser häufig Wohnmobile. Die Besitzer fahren nämlich gern ins Grüne, dahin wo normale Landschaften und Gärten zu sehen sind.
Ein weiterer Trend ist die Haltung von Honigbienen im Garten und auf dem Balkon. Trendsetter sind vor allem Industrie und Handel von entsprechenden Produkten. Aber auch die Politik hat die Honigbiene Maja als populistisches Symbol für sich entdeckt. So schmückt sie Plakate, Logos und Banner vieler Parteien und Verbände. Einige Politiker werben damit, selbst Honigbienen zu halten. Das alles ist kein Tierschutz und schon gar kein Naturschutz, genauso wenig wie die eingetragenen Imkervereine. Die Honigbiene ist nicht vom Aussterben bedroht, beschleunigt aber das Aussterben der Wildbienen. Sie wird gehegt, gepflegt, mit Medikamenten versorgt, warm gehalten und im Falle eines Sterbens durch Milben einfach gegen eine neue Kolonie getauscht. Die Honigbiene ist reiner Kommerz.
Die fleißige Honigbiene fliegt bis zu 3-10 Kilometern, während sich Wildbienen nur 50-300 Meter weit orientieren. In diesem knappen Umfeld benötigen die Wildbienen und Hummeln heimische Pflanzen. Sie bestäuben dazu 28 heimische Pflanzengattungen, die der Honigbiene entgehen. 80 % aller Nutz- und Wildpflanzen werden bestäubt. Etwa ⅓ von allem was wir essen wird von Bienen bestäubt. Ohne Hummeln kommt es nicht zur Bestäubung von Tomatenstauden. Wildbienen fliegen auch bei Nässe und Kälte, bestäuben um ein Vielfaches effizienter als Honigbienen. Die mehr als 550 Wildbienenarten in Deutschland stechen nicht, leben allein in Brutröhren. Sie verteidigen keine Staaten und sind deshalb überhaupt nicht angriffslustig. Viele haben nicht einmal einen Stachel. 300 Arten stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten. Sterben diese Wildbienen aus, verschwinden auch viele Pflanzenarten. Das betrifft wiederum Vogelarten und andere Tiere.
Der Lebensraum
Im Gegensatz zu den Wildbienen leben die 30 wilden Hummelarten sozial in kleinen Völkern. Als Erstes sind jedes Jahr im kalten Frühling die großen Hummelköniginnen bei der Nestsuche zu beobachten. Sie suchen auf Wiesen, in Steinhaufen, Baumhöhlen, in Acker und Erde nach geeigneten Plätzen für ihre Kolonien. Die Nachkommen werden mit Pollen gefüttert, während der Nektar als umweltfreundliches Flugbenzin dient.
Wildbienen unterstützen
Im Groben gibt es 3 Dinge, die wir alle tun können, um der Insektenwelt Möglichkeiten zum Leben zu bieten. Das funktioniert in großen Gärten genauso wie auf kleinen Balkons.
1. Nisthilfen aufstellen
2. Blütenvielfalt schaffen
3. Torffrei und ohne Gifte pflanzen
1. Nisthilfen aufstellen
2. Blütenvielfalt schaffen
Ob Kirschlorbeer, Lebensbäume oder Forsythien und viele andere pflegeleichte Pflanzen in unseren Gärten, sie sind nicht als Natur zu betrachten, nützen Vögeln und Insekten nichts, sondern schaden der Biologie des Lebens. Unzählige Gärten hinter Reihenhäusern und Villen sind tot wie die Schottergärten, obwohl sie bunt und grün leuchten und strahlen.
Ob Wildblumenwiesen oder Wildblumen im Topf oder längliche Behälter am Balkongeländer. Faustregel ist, magere Böden und sonnige Plätze sind am erfolgreichsten. Sind Böden sehr fruchtbar, wachsen die Pflanzen zu schnell und knicken beim ersten Regen oder Wind ab. Pflanzensamen werden auf krümeligen, mageren Oberflächen ausgestreut und angedrückt. Wildpflanzen sind Lichtkeimer, das bedeutet, sie keimen, wenn genug Licht vorhanden ist. Das ist wenig überraschend, denn in der Natur hilft kein Gärtner und die Samen fallen dort ohne fremdes Zutun auf den Boden. Natürlich gibt es auch tierfreundliche Hecken, Büsche und Bäume. Zum Beispiel Saalweide, Felsenbirne, Pfaffenhütchen, Kornelkirschen, Gewöhnlicher Schneeball, Holunder, Liguster, Eberesche, Schlehen, Weißdorn und viele mehr.
Beim Kauf von Samen und Pflanzen ist darauf zu achten, dass es sich auch wirklich um Wildblumen- und pflanzen handelt. Denn wo die Nachfrage wächst, verdient der Handel gern mit und bietet unzählige Mogelpackungen an, genau wie bei den Nisthilfen aus dem Baumarkt.
Die Pflanzen sollten ungespritzt sein, die Samen auch Bioqualität haben. Hier ein paar vertrauenswürdige Seiten:
https://www.gaertnerei-strickler.de/
https://www.gaissmayer.de
https://www.hof-berggarten.de/
https://www.stauden-spatzundfrank.de
https://naturkräutergarten.de/
https://www.lebensinseln-shop.de/
Wasserstellen nicht vergessen. Wer gut isst, sollte auch nicht zu knapp trinken. Uns helfen zwei Liter am Tag, so viel benötigen die Insekten zwar nicht, aber ohne Wasser leben sie nur kurz. Flache Schüsseln mit Steinen zur Landung können hübsch aussehen und den Tieren sehr helfen. Die sollten wir alle grundsätzlich immer anbieten.
Damit ganzjährig Blüten zur Verfügung stehen, ist es hilfreich Frühblüher und Frühlings- wie Sommerblumen im Wechsel anzubieten.
Wer einmal das Schauspiel der Wildbienen, Schmetterlinge und Singvögel im Garten oder auf dem Balkon erlebt hat, will darauf sicher nicht mehr verzichten.
3. Torffrei und ohne Gifte pflanzen
Zum Abschluss noch drei empfehlenswerte Bücher, die ihr am besten im lokalen Buchhandel bestellt und dort abholt:
Drei Zonen Garten von Markus Gastl
Das Wildpflanzen Topfbuch von Reinhard Witt
Mein Biotop auf dem Balkon von Birgit Schattling